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Eine Bandscheibe, die nicht mehr mag, eine linke Hüfte voll von Trauer und eine Seele, die bereit ist.
„Eine Seele klopft an!“
Eine Bandscheibe mag nicht mehr, eine linke Hüfte voll Trauer & eine Seele, die bereit ist.
Die Geschichte
Die Klientin, die heute zu mir kommt ist Anfang 30. Sie arbeitet an ihrem Phd (Doktortitel) und ist Tänzerin. Vor Kurzem wurde bei ihr ein Bandscheibenprolaps und eine leichte Arthrose diagnostiziert. In ihrer ersten Mail an mich schreibt sie, dass sie gern einen tieferen Einblick in ihre Symptome hätte. Sie wünscht sich die tieferen Zusammenhänge, die dazu geführt haben zu erforschen, um eine ganzheitlichere Sicht und Möglichkeit von Heilung zu ermöglichen.
Sie erzählt, dass die (Kreuz-)Schmerzen bisher jedes Jahr im Frühling kommen und sie diese bis zur Diagnose immer ignoriert hat. Sie berichtet weiterhin, dass die Zeiten im Frühjahr die stressigsten in Bezug auf ihren Phd seien. Die Diagnose war ein tiefgreifendes Erlebnis für sie: „Das ist zum ersten Mal (im Leben) etwas, das bleibt…das ist nicht nur ein aufgeschürftes Knie…! Sie kommt in Kontakt mit Veränderung und Vergänglichkeit. Das bewegt sie sehr stark. Es zeigt sich Traurigkeit, der wir etwas Raum geben.
Sie ist verheiratet und ihre Partnerschaft scheint stark und daher eine gute Resource für sie zu sein.
Ihre Eltern sind noch vor der Wende in den Westen geflohen; mit ihr und ihrer Schwester. Im Westen verstarb die Schwester kurz darauf. (Plötzlicher Kindstod). Sie sagt, dass sie sich kaum daran erinnern kann, aber daran wie es den Eltern ging: „Sie müssen damit unheimlich gekämpft haben.“ Später hat sie noch einen Bruder bekommen. Als sie vom Tod ihrer Schwester erzählt verändert sich etwas im Feld – hier ist etwas…
Behandlungsbeginn
Ich lade sie nun ein sich auf meine Liege zu legen. Wir tauchen einige Momente in eine wortlose Stille, in die all das Gesprochene noch mit hinein und ein wenig ausklingen bzw. in ein verkörpert- sein hinein klingen darf.
Ihre Beine wirken sehr stark gehalten. Nach einer ganzen Weile der Stille und ersten Kontaktaufnahme und leichten Behandlung an den Füssen und Knien, frage ich sie, was die Beine wohl gern machen würden, wenn sie könnten oder dürften: „Das Bein will treten!“ Sie tritt los! „Ich hätte gar nicht gedacht, dass das geht…!“ ruft sie freudvoll aus. Ich spüre eine unheimliche Ladung in den Beinen, im Raum. Es dauert eine Weile, dann erlaubt sie sich richtig und mit stimmiger Kraft immer wieder auszutreten; nun auch das andere Bein. Ich lade sie ein auch ihr Gesicht, ihre Arme ‚mitmachen‘ zu lassen. Ich gebe ihr ein Kissen zum ‚Wringen und Würgen‘ (Übungen aus der Bioenergetik). Sie ändert die Position, setzt sich auf und schlägt das Kissen auf die Liege. Dann sitzt sie schnaufend da…legt sich wieder hin. Sie ist jetzt etwas erschöpft, aber das Starre ist flüssiger geworden. Der Aggregatszustand hat sich geändert. Ich beginne mit der craniosacralen Behandlung; in Stille arbeite ich mit dem Sakrum, den Hüftgelenken, ihrer Niere (re) und dem oberen Thorax. Dann zieht es mich zurück zur linken Hüfte. Schon seit einer Weile ist mir ihre verstorbene Schwester (energetisch) sehr präsent. Ich setze mich an die rechte Seite und spreche dies aus. „Mir ist ganz warm geworden als Du das ausgesprochen hast.“ Ich frage: „Wie wäre es, wenn sie jetzt zu uns in den Raum kommen würde?“ Der noch übrig gebliebene Restknoten platzt auf und es entlädt sich eine intensive und längere Trauerwelle.
Eine ganze Weile später, als es etwas abebbt und sie zur Ruhe kommt frage ich: „Wie ist es jetzt bei Euch beiden…?“ „Es ist irgendwie als wäre sie in mir drin (li Hüfte) gewesen, ansonsten scheint sie jetzt weniger präsent…“
Gibt es etwas, dass Du ihr sagst oder was Du noch tust? Sie weint zunächst wieder, dann sagt sie: „Ich hätte sie gern kennengelernt. Ich würde gern wissen was unsere Verbindung ist.“
Eine erneute Welle läuft durch sie durch, mit Tränen, zittern und zucken. In den Händen beginnt es zu kribbeln. Wir sind da und atmen damit.
„Gibt es etwas, was sie Dir vielleicht noch sagen möchte oder als Nachricht schickt?“ „Ich spüre, dass ich Angst habe hinzuhören…interessanterweise spüre ich die Angst in meinem Beckenbereich und in den Leisten.“ Ich bitte sie diesen Empfindungen einfach einen Moment Raum zu geben. Es kommen weitere Tränen. „Sie (ihre Schwester) sagt: Das sie da ist!“ (Ich bin da)
Am Ende dieser Sitzung sagt sie: Die Beine fühlen sich ganz anders an, wie neu; da ist viel Raum und Freiheit und kaum noch Schmerzen.
Unsere 2. Sitzung
Sie berichtet mir, dass sie noch Schmerzen hat, aber viel weniger. Wichtig ist, dass ihre Angst vor den Schmerzen gar nicht mehr da ist. Die Erlebnisse der letzten Sitzung waren krass und tiefgreifend für sie. Sie ist in einen Zustand von Annahme hinein gewachsen. Zum neuen Jahr hat sie sich auch aufgeschrieben was gut an ihrem Bandscheibenvorfall war: Inne halten, Meditations- und Yogapraxis vertiefen so wie festzustellen, dass es „so tolle Leute gibt, die mir alle geholfen haben.“
Nach unserem Gespräch beginnen wir wieder.
Ihre Beine fühlen sich viel weniger angespannt an; das rechte Bein fühlt sich freier und lebendiger an, das Linke fühlt sich eher an wie ein trockener Stock, als wenn er nicht dazu gehören würde…
Ich arbeite eine Weile hier und frage dann: „Wie fühlt sich Bein für Dich an?“ „Holzig.“ Was würde das Bein wohl sagen, wenn es sprechen könnte: „Ja, so ist es aber immerhin stehe ich…“
Während ich das linke Bein halte (und ein Unwinding geschehen lasse) kommt mir die Frage: „Von wem oder aus welcher Zeit ist das…?“ „Nicht von mir….von meiner Schwester. Als wenn sie da reingefahren ist, wie eine Art Krücke oder um mich zu stützen…“ „Was würdest Du am Liebsten damit machen?“„Zuerst kommt, es abschütteln, aber dann wird mir auch klar, dass es ja auch etwas Gutes hat….“ Ihre Schwester sagt dann aber auch: Loslassen! Letzteres verursacht Aufregung und jede Körperzelle hat so etwas ‚Lauerndes‘… Das erinnert sie daran, dass sie das Gefühl hat, dass seit dem letztem Jahr etwas passieren möchte, etwas aus ihr rauskommen möchte, aber das vom Kopf her so eine Verwirrung war: Wie mache ich das denn, wie mache ich mich bereit? Das Unbekannte, macht ihr eher Angst…Wir geben diesen Empfindungen Raum.
Dann klopft bei mir eine Seele an. Ich bin zunächst verwirrt, dann frage ich meine Klientin: „Willst Du schwanger werden?“ Denn das zeigt sich mir ganz deutlich. Die Seele ist schon in den Startlöchern. Sie sagt: „Ja.“ Ich sage: „Die Seele ist schon bereit.“ Du musst nur ja sagen.“
„JA!!“
In ihrem Unterleib wird es ganz ganz warm und sie sagt: „Ich spüre jetzt wie einen grossen Energieball um mich herum, und ich spüre das ich nur ein ganz kleiner Teil des Ganzen bin und das es noch ganz andere Entscheidungsebenen gibt, als dass ich im Kopf entscheide: Ich will jetzt schwanger werden…“
Ihr geht auf, dass sie gar keine Angst haben muss, weil da so viel Freude und Liebe und Gutes ist. Es ist tatsächlich eine unglaublich heilige und lichtvolle Atmosphäre im Raum. Es fühlt an, als wenn eine Seele sich nun gerade auf den Weg macht. Ich möchte dazu eine öffnende Bewegung machen. Ich öffne meine Arme und auch sie öffnet ihre Arme zum Himmel hin. Der Raum ist angefüllt mit Liebe und Freude. Jedes einzelne Haar an meinem Körper stellt sich auf.
Was für eine intensive Zeit. Wie heilig! Wie dankbar ich bin für diese Verbindung.
Plötzlich kommt mir in den Sinn, wie die Klientin und ich zu Beginn noch über die Bandscheiben als Symbol des Weiblichen sprachen. Es hat alles seinen Sinn, unterliegt einer grösseren, göttlichen Ordnung.
Und nun, schau mal: Hier ist die Mail, die sie mir nach der 2. Sitzung schrieb:
Liebe Katrin,
ich wollte dir gern schreiben, dass ich schwanger bin. Und zwar, wie es aussieht seit dem 3. Januar, also einen Tag bevor ich bei dir war. Dein Gespür war ganz genau richtig. Ich weiss es erst seit letztem Sonntag, aber bis dahin und auch noch weiterhin habe ich ein wunderbar ruhiges und kraftspendendes Gefühl, dass von meinem Bauch ausgeht, wenn ich mich auf meinen Rücken lege und die Hände auf den Bauch leg. Danke dir nochmal!
*Die Klientin hat mir ihre Einwilligung für die Veröffentlichung gegeben. Ich veröffentliche nie ohne zu fragen oder ohne die Identität zu schützen.