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Die Trauer im Ellbogen.

„Geh‘ zum rechten Ellbogen!“

Die Trauer im Ellbogen.

Diese Sitzung zeigt wie wichtig die eigene Präsenz, der heilsame Raum so wie der Mut des Therapeuten ist der eigenen Intuition und der Spur von dem, was sich im Feld zeigt zu folgen.

Es ist die 3. Sitzung mit dieser Klientin, die zunächst wegen Schwindel und diffusen Schmerzen zu mir in die Praxis kommt. Nach circa 20 Minuten Behandlungszeit, in denen ich wie festgeklebt an ihrem Fussende sitze und ihre Füsse lauschend altet, sagt etwas in mir:“Der rechte Ellbogen! Geh‘ zum rechten Ellbogen!“ Der innere Kritiker meldet sich in mir kurz zu Wort und sagt:“ Warum denn der rechte Ellbogen? Das ist doch Quatsch!“ Da ich nach vielen Jahren Erfahrung gut mit dem Feld und nicht (mehr) mit dem inneren Kritiker verbunden bin, verflüchtigt sich dieser Einwand sehr schnell wieder. Ich gehe also zum rechten Ellbogen der Klientin und halte diesen in einer und ihre Hand in meiner anderen Hand. Wieder entsteht dieses ‚festgeklebte Gefühl‘, als würde mich jemand dort festhalten. Von aussen betrachtet, tue ich nichts. Nach gefühlt längerer Zeit, kommt mir das Bedürfnis auszusprechen, was ich dort wahrnehme. Ich sage:“ Es fühlt sich an als würde der Ellbogen AUA sagen.“ Die Klientin sagt:“Hmm, ich erinnere mich nicht. Ich hatte keinen Sturz oder keine Verletzung am Ellbogen….“ Sofort ist mein innerer Kritiker zur Stelle und sagt: „Siehste!“ Aber ich vertraue meiner Wahrnehmung und bleibe dran. Nach etwa weiteren 5 Minuten, verändert sich plötzlich etwas: Ihre Atmung wird flacher, intensiver und ihr Gesichtsausdruck ist anders. Ich frage nach. Sie sagt: „Ich denke an meinen Vater. Ich habe ihn beim Sterben begleitet. Meine Mutter machte mich damals sehr wütend, denn sie holte mich kurz aus dem Zimmer…und als ich weg war starb er.“  Ihr Gesicht ist nun verzerrt von Trauer. Ihr Kinn beginnt stark zu zittern. Jetzt fliessen Tränen und die festgehaltene Trauer kann beginnen sich ausdrücken.
Dann erzähle sie: „Ich zog ihn an als er gestorben war und als ich seinen Arm in das Hemd stecken wollte brach‘ ich ihm seinen rechten Ellbogen….Ich werde dieses Geräusch niemals vergessen!“ Sie weint erneut und ein lang festgehaltener Schmerz kann sich lösen.
In diesem Zusammenhang zeigt sich dann auch der starke Schwindel wieder. Manchmal zeigt sich starker Schwindel wenn der innere Druck, das was weggedrückt ist, zu stark wird. Gegen Ende der Sitzung wurde ich mir der Präsenz Ihres Vaters bewusst. Er sagte „Hallo und danke“.

Zu Anfang der nächsten Sitzung erzählte mir die Klientin dann, dass sie zum ersten Mal seitdem ihr Vater gestorben war von ihm geträumt hatte und dann in den Morgenstunden ein extrem intensives Gefühl seiner Präsenz hatte. Dies brachte ihr grossen inneren Frieden und Ruhe. Ich fand das wunderschön….

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