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Kaiserschnitt /kein guter Kontakt zum Kind.
„Es ist gut. ich bin Dir nicht böse!“
Kaiserschnitt: Kein guter Kontakt zum Kind verursacht durch Schuldgefühle.
Die unten beschriebene Sitzung ist sehr rund und in sich geschlossen und zeigt gut auf, wie mögliche Versagens-, Angst- und/oder Schuldgefühle von Frauen, die Mama geworden sind, gelöst werden können. Besonders dann, wenn eine Geburt anders als gewünscht oder mit Komplikationen verlaufen ist. Das hilft der körperlichen und vor allem auch der seelischen Heilung. Nachdem wir in einer Sitzung über unausgedrückte bzw. weggedrückte Gefühle gesprochen und damit auch auf Körperebene gearbeitet haben, heilt auch die Narbe oftmals besser. Ebenso findet eine Versöhnung mit dem Geschehenem und sich selbst statt. So befreit und verbessert sich der Kontakt zu sich selbst, dem Kind und der Familie als solches.
Zurückgehaltene Wut- und Fluchtreflexe.
In diesem Zusammenhang kämpfen die jungen Mütter oft selbst mit zurückgehaltener Wut und Angst ausgelöst durch ein Gefühl des ‚ausgeliefert – seins‘. Dieses Gefühl wird verstärkt durch die Schnelligkeit, mit der die Dinge in der Klinik passieren (müssen). Einige Frauen fragen sich später immer wieder: „Warum habe ich nicht auf meine Intuition gehört? Warum habe ich nicht dies oder jenes getan?“ Sie machen sich Vorwürfe, fühlen sich schuldig. Das darf sich nun zeigen und transformiert werden.
Notiz zum Lesen
Ich möchte die LeserInnen bitten mit Achtsamkeit zu lesen und sich gewahr zu sein, dass das (Zeit-)Erleben in der Sitzung ein gänzlich anderes ist und oft viel Zeit zwischen den einzelnen Sequenzen verstreicht. Körperzeit ist eine ganz eigene Zeit.
Auszug aus der Sitzung.
Mit meinen Händen bin ich jetzt unter ihrem Kreuzbein und mit meiner oberen Hand sanft auf Höhe der Narbe. Die Klientin sagt: „Es fühlt sich hart und gleichzeitig verletzt an.“ Sie berichtet, dass Ihr Herz schneller schlägt und sich ihre Brust bis zum Hals zuschnürt wie ein Korsett. Ich unterstütze sie und arbeite mit ihren Ressourcen: Sie benennt Orte im Körper, in denen sie sich sicher und beschützt fühlt. Danach durchströmt sie Wärme, die sie als eine ‚angenehme warme Hülle‘ beschreibt.
Ihr Gesicht wirkt noch sehr angestrengt und kurz darauf berichtet sie, dass ihr Kiefer schmerzt.
Ich frage: „Was würde er gern tun?“ „Beissen!“ Ich lade sie ein sich das Beissen zunächst vorzustellen. Das tut ihr gut, aber ich spüre, dass es das noch nicht ist. Ich taste mich weiter vor und frage nach Worten oder Bildern, die aus diesem Kieferschmerz aufsteigen könnten. „Ich sehe den Op und das grüne Tuch, welches man vor mir aufhängt.“ Daraufhin zeigt sich das Engegefühl in der Brust wieder.
„Was würde es (das Engegefühl) sagen oder tönen wollen?“ „Ein „aaahhh“. Sie legt los.
Es ist noch sehr höflich und ich frage: „Fühlt sich das schon stimmig an? „Nein..“ Ich gebe ihr ein Kissen und dann tönt sie richtig laut und frei los. Damit löst sich viel der festgehaltenen Energie. Auch durch Schluchzen und Tränen.
Danach berichtet sie, dass sich alles viel freier und weicher anfühlt. „Ich kann viel besser atmen…bis in den Bauch!“ Sie kostet dieses Gefühl voll aus.
„Es ist noch etwas da – im Gesicht.“ Ich lege meine Hand auf Ihre Stirn. „Das fühlt sich gut an.“ Ich frage:“ Wäre davon auch etwas mehr bei der Geburt gebraucht gewesen?“ „Ja.“
„Was wäre in Deiner Fantasie schön gewesen?“ „Wenn alle, die da waren mich berührt hätten. Dann wäre es ein sicherer Raum gewesen und ich hätte weich sein können.“ Sie entspannt sich unter meinen Händen.
„Ich sehe zwei Hände die mein Baby greifen…“ „Was würdest Du da gern zu Deinem Sohn sagen/oder tun?“
„Lieber (Name des Kindes), das sind zwei gute Hände, wir sind in einem sicheren Raum und ich bin da! Es ist gut dass Du da bist…!“ „Und was würde er (das Kind) wohl antworten?“
„Das ist ok. Ich bin nicht böse.“ „Mein Sohn kommt jetzt langsam auf mich zu.“ Ich schlage vor:“ Lass Dich dieses auf Dich zu kommen Schritt für Schritt erleben. (Das ist ihr ja verwehrt geblieben). Dann nimmt sie das Kissen und hält es in den Armen.
„Ich sehe jetzt meinen Bauch. Er ist offen, aber es ist gut. Es ist gut, dass es rot ist, weich….Das ist auch ein Ausgang?!! Das habe ich noch nie so gesehen! Es pulsiert jetzt richtig in meinem Bauch!“ Sie legt ihre Hände dorthin.
„Da ist mein Sohn und die Nabelschnur ist noch dran.“ „Lass Dich die Verbindung einfach mal spüren!“
„Es wäre schön wenn man die Nabelschnur einfach rausziehen könnte statt abschneiden.“
„Ok. Mach das einfach mal.“ Sie zieht die Nabelschnur symbolisch mit ihren Händen heraus. „So. jetzt ist sie ab. Der Bauch ist geschlossen.“ Sie spürt ihren Sohn, den sie sagen hört: „Ich bin angekommen!“
Wenn GeburtsbegleiterInnen gut bei sich sind, kann die Frau sich fallen lassen.
Ausserdem weist meine Klientin in dieser Sitzung intuitiv auf etwas sehr Bedeutendes hin: Wie wichtig es für die werdende Mutter und das Baby ist, dass alle Anwesenden in ihrem eigenem Körper bleiben! Die werdende Mutter darf sich dann vertrauensvoller diesem Prozess überlassen und kann besser den Kontakt zu ihrem Kind halten, statt auch noch das, was gerade um sie herum vorgeht ‚mittragen‘ zu müssen bzw. von der Panik der anderen infiziert auch noch den Kontakt zu sich selbst zu verlieren. Sie hat dann keinen energetischen und/oder konkreten (Berührungs-)Anker, der ihr hilft tief innen loslassen und in essentiellem Kontakt mit ihrem Körper und ihrem Baby zu bleiben. Claudia Köhler (prä-und perinatale Körperpsychotherapeutin) sagt: “ Es ist wesentlich, dass das Geburtsteam untereinander und zum Selbst Kontakt hält. Ist Panik im Raum und die meisten Anwesenden haben ihren Körper verlassen (spüren ihn nicht, weil er aus Panik gefroren ist) und halten auch keinen Kontakt zu den anderen, so wird das Baby dasselbe tun.“ (In: Thomas Harms, Auf die Welt gekommen).
Ihr gemaltes Bild findet Ihr auf meiner Seite ‚Prä-und perinatales Erleben‘.