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Der gelebte Körper.
The body knows how to heal itself it just needs the right conditions!“
Der gelebte Körper I: Geh’ in Dich und lass Dich. Kreuzbeinschmerzen.
Im Folgenden stelle ich eine kleine Studie vor, die aus dem Erleben heraus geschrieben ist. Mit dieser Fallstudie bzw. dieser kleinen Körpergeschichte möchte ich aufzeigen wie wichtig der gelebte/bewegte Körper für uns ist, wie er Wunde und gleichzeitig Heilung für uns sein kann, wenn wir es erlauben und uns ihm öffnen und uns in ihn förmlich hereinfallen lassen.
Free Fall.
„An diesem Morgen, immer noch Schmerzen am Kreuzbein.Ein unterschwelliges Gefühl von Wut und nervöser Erregtheit bestimmen mein Nervenkostüm. Ich bin damit da. Einfach da und warte. Ein Impuls taucht auf: Ich fühle mich wie magisch zu diesem einen Buch hingezogen: ‚The Tibetian book of living and dying’. Ich fühle das Angst irgendwo da ist, als etwas Flirrendes. Die Angst ist wie ein tiefes Grundgefühl. Darüber wie eine Art Zuckerguss: Wut, Verwirrung. Ich öffne eine beliebige Seite und lese einige Zeilen. Ein friedvolles Gefühl, dass ich als Weite wahrnehme zeigt sich.
Dann folge ich meinem nächsten Impuls: Ich dusche lang und heiss, reibe meinen Körper mit Salz ab. Stehe. Für eine lange Zeit. Stehe. Lasse das Wasser über meinen Körper laufen, bin mir bewusst wie es mich berührt. Wie besonders es ist. Heisse meinen Körper und meine Körperlichkeit willkommen. Nach dem Abtrocknen folge ich einem Impuls mich auf mein Bett zu legen,so wie ich bin, die Beine hoch, locker.
Mein linkes Bein zuckt. Ich lasse es, zunächst ohne es weiter zu beachten. Dann spüre ich genauer hin: Wie fühlt sich das Bein an? Was möchtest Du Bein?
Es ist voller Spannung. Es will sich freikicken, möchte etwas treten. Ich erlaube es, mache es. Eine ganze Weile – dann steigt Traurigkeit auf. In meiner Brust, wandert den Hals hoch. Ich lasse diese durch Töne und Tränen frei.
Mein Bein beruhigt sich, wird ruhiger. Mein Kreuzbein fühlt sich besser an. In meinem linken Kiefer arbeitet es jetzt recht intensiv. Ich beobachte. Irgendwann hört es auf. Ich liege noch eine Weile so, beobachte die Wolken und wie sie an meinem Fenster vorbeiziehen.
Ich stehe auf. Stehe auf meinen Füßen – wie neu! Gehe ein wenig herum. Meine Beine fühlen sich präsenter an. Mein Kreuzbein tut nicht mehr weh und meine linke Seite fühlt sich integrierter und verbundener an. Verbundener mit der Erde. Es sind wieder meine Beine…“
Egal wie lange ich mich schon mit Körper, Körperlichkeit und Körperarbeit beschäftige, der Körper und seine Weisheit erstaunt mich immer wieder auf’s Neue.
- Kann das jede(r)? Ja.
- Haben wir Angst davor? Ja.
- Wirst Du Widerstand spüren? Ja.
- Wird Dein Verstand versuchen Dich abzulenken? Oh Ja!
Sein statt Tun
Meistens besteht eine wortlose Angst, die uns davon abhält einfach zu sein. Es ist doch so viel einfacher etwas zu TUN statt uns einfach zu lassen. Wir laufen rum, machen uns verrückt, versuchen einen Arzt zu sehen (egal, einfach irgendeinen), nehmen ein paar Pillen, sind wütend, irritiert oder verängstigt über das, was wir spüren… Absurd, aber wahr: Das erscheint uns einfacher.
Angst hält uns davon ab – alle Angst wurzelt in der Angst vor dem Tod.
Persönlich glaube ich, dass die Wurzel aller Ängste die Angst vor dem Tod, dem Vergehen ist; eine oft unbewusste Angst, die mir erzählt ‚wenn Du stehen bleibst, könnte etwas passieren, ist Dein Leben wertlos…‘ Das erinnert mich an eine Taxifahrt durch London als ich noch dort lebte: Ich schaute aus dem Fenster des Black Cabs und sah diese Massen von Menschen in der Oxford Street und dachte: Wohin rennt ihr denn alle? Und wenn ihr dann angekommen seid, was dann? Dann rennt ihr auch weiter.
Der Fall in das Unbekannte, das mich zur Aufgabe meines kleinen ICHs zwingt. Das ICH, das glaubt der ‚Alles – Macher und ‚Alles – Kontrollierer‘ zu sein. Angsteinflössend!
Aber dann, wenn Du Dich einfach läßt, scheint es so viel einfacher, so viel gefahrenloser. Das Monster im Schrank, von dem Dir Deine Gedanken erzählen, gibt es gar nicht.
Daher: Dich (fühlen und spüren) zu lassen ist nicht das Problem, die Widerstände dagegen schon, denn sie verursachen allerhand – Verspannung, Schmerzen, Verwirrung, Ängste… Ohne Widerstand ist Entspannung möglich, denn Du hörst auf nach etwas zu suchen oder etwas zu machen.
Kontemplative Art des Erlaubens
Ich liebe diese, ja, kontemplative Haltung dem Leben gegenüber; als eine Art zu sein und dementsprechend (mit meinen KlientInnen) zu arbeiten: allen Zuständen, Situationen so zu begegnen. Hier findest Du Tiefe, Fülle und alles was lebendig sein bedeutet. Leicht ist das nicht immer, aber es ist den Versuch wert oder?
Tanz & Bewegung in Therapie – auf Augenhöhe
So können meine KlientInnen mir auf Augenhöhe begegnen und ich werde eher Begleiter oder Partner in ihrem Prozess statt Macher. Ich muss ihnen nicht sagen was sie zu tun haben, aber ich kreiere einen Raum, in dem sie mit allen Gefühlen, Empfindungen da sein dürfen. Das gibt ihnen alle Antworten, die sie benötigen bzw. einen Weg zu einer gestärkten Mitte.
Es kann eine sehr kraftvolle Erfahrung sein in Deiner Gesamtheit als Mensch gehört und gesehen zu werden.So wird ‚Therapie‘ zu einer aufregenden Reise statt zu einem ‚ ich bin ok, Du bist nicht ok‘.
Mögliche Übungsschritte
Diese Schritte existieren natürlich gar nicht so getrennt von einander wie ich sie hier beschreibe. Sie passieren oft überlappend, aber zur Klarheit ist es so wertvoll.
Atmen und berühren
Werde Dir bewusst was ist. Beobachte statt wegzuschwimmen:‚Aha,ich habe Schmerzen, ich fühle mich gereizt und ausgelaugt, ich bin aufgeregt…
Atme und berühre dies Gefühle mit Deinem Atem: wo spürst Du in Deinem Körper, dass Du gereizt bist oder wütend? In Deiner Brust, Deinem Bauch oder? Atme dorthin, gib‘ Raum.
Schau‘ was passiert.
Impulse
Folge Impulsen – diese zeigen sich Dir oft durch einen körperliches Gefühl, statt eines gedachten, der uns wieder von unserer Erfahrung entführen will.(Letztere hören sich auch entsprechend an bzw. machen den Körper eher enger: „Ich könnte jetzt doch einfach eine Tasse Kaffee trinken!“; „Diese Übung ist langweilig.“…)
Achte auch auf ‚Zappeleien‘: diese versuchen der Energie, die sich zeigen möchte auszuweichen.
Entspann Dich in das Gefühl, die Empfindung hinein
Entspann Dich in Deine Unruhe und Du findest Frieden.
Entspann‘ Dich in Deine Verwirrung und Du findest Klarheit.
Entspann‘ Dich in Deine Unsicherheit und Du findest Selbstwert.
Entspann‘ Dich in Deinen Schmerz und Du findest das Unausgesprochene, die Emotion, die sich dahinter verbirgt.
Sei‘ abenteuerlustig – geniess‘ den freien Fall in Dich selbst!
Herzlichst, Katrin